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Unsere ersten drei Jahre mit Tee

Unsere ersten drei Jahre mit Tee

2022 haben wir angefangen, Tee in Österreich anzubauen. Nicht Kräutertee, sondern echten Tee: Camellia sinensis, die Pflanze, aus der grüner, schwarzer, weißer und Oolong-Tee entsteht. Der Unterschied zwischen diesen Sorten liegt nicht in der Pflanze selbst, sondern in der Verarbeitung nach der Ernte.

Die Idee kam, wie so oft, beim Teetrinken. Irgendwann fragten wir uns: Geht das eigentlich auch hier? Nach viel Recherche war klar, dass es zumindest nicht unmöglich ist. Also haben wir es versucht.

Herausforderung: Saatgut

Teesamen in größeren Mengen zu finden war schwieriger als gedacht. In Europa gibt es kaum Anbieter. Wir landeten schließlich bei Camellia Forest Tea in North Carolina und bestellten 300 Samen von Sorten, die für kältere Klimazonen gezüchtet wurden.

Der Import wurde dann zum ersten Abenteuer. Phytosanitäres Zertifikat hatten wir, trotzdem schickte das Transportunternehmen die Lieferung zurück. Sie transportieren grundsätzlich kein Pflanzenmaterial aus Drittländern. Nach einiger Recherche fanden wir einen anderen Weg, und irgendwann lagen die Samen tatsächlich in unserem Kühlschrank. Dort blieben sie den Winter über, denn die Kälte bricht die natürliche Keimruhe. Stratifizierung nennt sich das.

Herausforderung: Der Standort

Wir hatten Glück: Auf dem Familiengrundstück gab es ein passendes Stück Land. 500 m² am Waldrand, leicht abschüssig für gute Drainage. Teepflanzen vertragen keine Staunässe und bevorzugen Halbschatten. Die wichtigste Frage war aber der Boden. Tee braucht saure Erde, pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Eine Laboranalyse bestätigte: passt.

Meilenstein: Die Aussaat

Im Mai 2022, nach den Eisheiligen, haben wir die Samen direkt ins Feld gesät. Kein Vorziehen in Töpfen, denn die Pflanze bildet früh eine tiefe Pfahlwurzel. Je tiefer die reicht, desto besser übersteht sie den Winter.

Meilenstein: Die ersten Keimlinge

Sieben Wochen lang sind wir fast täglich durchs Feld gelaufen und haben gesucht. Wir wussten nicht genau, wie die Keimlinge aussehen würden. Irgendwann, zwischen dem Unkraut, waren sie dann da. Kleine Blätter, kaum zu erkennen. Und jede weitere Pflanze zu finden war genauso schön wie die erste.

Herausforderung: Düngung

Teepflanzen mögen es mager. Zu viel Stickstoff schadet mehr als er hilft, besonders am Anfang. Wir haben statt Kunstdünger Klee eingesät, der über Bodenbakterien Stickstoff aus der Luft bindet. Dazu später Brennnesseljauche im Frühjahr und Hornspäne für die langsame Versorgung.

Einen Fehler haben wir trotzdem gemacht: Wir haben zu spät im Jahr noch gedüngt. Die Pflanzen trieben nochmal aus, die frischen Triebspitzen waren nicht ausgereift und sind über den Winter braun geworden. Im Frühling sind sie abgefallen. Kein großer Schaden, aber eine Lektion: rechtzeitig aufhören.

Herausforderung: Wühlmäuse

Die größte Gefahr kam von unten. Wühlmäuse fressen Wurzeln, und bei Tee ist das besonders problematisch: Ohne intakte Pfahlwurzel überlebt die Pflanze nicht.

In den Abendstunden haben wir immer wieder Waldkäuze gehört. Da Käuze natürliche Mäusejäger sind, haben wir einen Nistkasten gebaut, nach Bauanleitung, mit Hobelspänen ausgepolstert, und an einer Buche am Waldrand montiert. Dazu eine Wildkamera, weil wir neugierig waren.

Meilenstein: Die Waldkäuze

Nach ein paar Wochen hatten wir die ersten Aufnahmen: Ein Kauz inspiziert den Kasten. Dann zwei. Dann einer mit einer Maus im Schnabel. Seitdem wird der Kasten jedes Jahr zum Brüten genutzt. Aus dem Projekt ist eine eigene Leidenschaft geworden. Daher auch unser Name: Kamelie und Kauz. Mehr zu unseren Käuzen →

Herausforderung: Winter

Der erste Winter war spannend. Wie kalt wird es wirklich? Halten die Pflanzen das aus? Wir haben uns für eine Mulchschicht aus gehäckselten Nadelbaumzapfen entschieden. Das Material isoliert den Wurzelbereich, hält die Feuchtigkeit und sorgt nebenbei dafür, dass der Boden leicht sauer bleibt.

Die Pflanzen haben es überstanden. Manche besser, manche schlechter. Aber keine ist erfroren. Inzwischen wissen wir: Die Sortenauswahl war richtig. Unsere Kultivare, Sochi, Korea und Small Leaf, sind tatsächlich frosthart genug für unser Klima.

Herausforderung: Schnitt

Tee wächst von Natur aus in die Höhe. Für die Ernte braucht man aber breite, buschige Pflanzen mit viel Blattmasse. Also schneiden wir zurück. Es kostet jedes Mal Überwindung, aber die Pflanzen verzweigen sich danach umso stärker.

Meilenstein: Die erste Blüte

Im August 2024, zweieinhalb Jahre nach der Aussaat, haben wir die ersten Knospen entdeckt. Im November ging die erste Blüte auf. Das war der Moment, in dem klar wurde: Die Pflanzen haben sich etabliert. Sie kommen zurecht. Das Experiment funktioniert.

2025 waren es dann deutlich mehr Blüten.

Meilenstein: Der erste Tee

Irgendwann haben wir einfach ein paar Blätter gepflückt und versucht, daraus Tee zu machen. Welken lassen, rollen, oxidieren, trocknen. Bei etwa zehn Blättern und ohne Erfahrung war das eher ein Experiment als ein Prozess.

Das Ergebnis: ein zartgoldener Aufguss, der tatsächlich nach Tee schmeckte. Am ehesten wie weißer Tee. Kein perfektes Produkt, aber ein Beweis, dass es geht.

Drei Jahre, viele Fehler, einige Verluste, ein Kauzpaar und eine Tasse Tee später wissen wir: Ja, Teeanbau in Österreich ist möglich. Jetzt geht es weiter.


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